Die wahre Geschichte des Stalkers „The Watcher“ ist so gruselig wie in Ryan Murphys neuer Serie

2023-01-13 10:31:36 By : Ms. Rebecca Xue

Als Derek Broaddus einen weißen Umschlag mit krakeliger Schrift in seinem Briefkasten findet, denkt er sich wenig dabei. Vor drei Tagen haben er und seine Frau Maria ein neues Haus für ihre Familie gekauft. Ihr Traumhaus. Sie sind gerade dabei, alles für den Umzug vorzubereiten. Der Umschlag im Briefkasten ist an die neuen Hausbesitzer adressiert. Der Brief beginnt freundlich:

Doch als Derek Broaddus weiterliest, läuft ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Der anonyme Absender, der sich „The Watcher“ nennt, schreibt:

Der gruselige Brief ist der erste, mit dem der Watcher die junge Familie tyrannisiert. Er wird nicht der Letzte sein.

Die neue Serie The Watcher von Ryan Murphy – der erst vor wenigen Tagen mit der Miniserie Dahmer über die Geschichte des Serienmörders Jeffrey Dahmer für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat – ist inspiriert von der wahren Geschichte der Familie Broaddus und des Stalkers.

Derek und Maria Broaddus heißen in der Miniserie Dean (gespielt von Bobby Cannavale) und Nora Brannock (Naomi Watts). Wie in der Realität beginnt die Geschichte damit, dass das Paar all seine Ersparnisse in den Kauf ihres Traumhauses steckt. Doch während sie noch dabei sind, die Wände zu streichen, stellen Dean und Nora fest, dass sie in dieser Nachbarschaft nicht willkommen sind.

Als „The Watcher“ ihnen den ersten Brief schickt, gibt es gleich mehrere Nachbarn, die Nora und Dean verdächtig vorkommen. Da ist eine verrückte ältere Frau namens Pearl (Mia Farrow). Deren Bruder Jasper (Terry Kinney) schleicht sich sogar in das Haus der Brannocks und versteckt sich im Speiseaufzug. Auch die neugierigen Nachbarn Mitch und Mo respektieren keine Grenzen. Und die Maklerin Karen (Jennifer Coolidge) gibt der Familie Brannock schnell zu verstehen, dass sie nicht dazugehören.

Auch in der wahren Geschichte verdächtigte die Familie Broaddus schnell ihre neue Nachbarschaft. Denn die Briefe des Watchers machten klar: Der Verfasser kennt die Familie. Er (oder sie) kennt die Spitznamen der Kinder – und Details aus ihrem Leben. So hat er zum Beispiel die kleine Tochter mit ihrer Staffelei auf der Veranda gesehen. In einem seiner Briefe fragt der Stalker:

Besonders erschreckend war diese Frage für die Eltern, weil die Veranda hinter einer dichten Hecke und Bäumen verdeckt war. Von der Straße aus war sie nur schwer zu sehen – der Stalker muss dem Haus sehr nah gekommen sein, um die Tochter zu beobachten.

Und dann gab es verdächtige Momente wie diesen: Als Derek Broaddus ein Ehepaar aus der Nachbarschaft durch das Haus führte, kommentierte die Frau: „Es wird schön sein, etwas junges Blut in der Nachbarschaft zu haben.“ Derek erstarrte: Der Stalker hatte in seinen Briefen die Kinder der Familie immer wieder als „junges Blut“ bezeichnet.

Ohne zu viel vom Plot zu verraten: Ein paar kreative Freiheiten hat sich die Miniserie genommen.

Die Familie heißt nicht nur in echt anders, Derek und Maria Broaddus haben auch drei Kinder, die noch jünger waren als in der Serie: Als der erste Brief kam, waren sie 5, 8, and 10 Jahre alt (in der Serie sind es ein 11-jähriger Sohn und eine Tochter im Teenager-Alter). Den Kindern haben die Eltern, anders als in der Serie, erst viel später von dem Stalker erzählt: Sie sprachen erst darüber, als erste Medienberichte über den Fall erschienen.

Anders als in der Serie gibt es auch keinen geheimen Tunnel unter dem Haus, durch den der Watcher in das Haus eindringen kann. Tatsächlich gibt es keine Beweise, dass der Stalker jemals im Haus der Broaddus war.

Der wichtigste Unterschied ist aber, dass die echte Familie Broaddus sich deutlich klüger verhalten hat als die fiktive Familie Brannock. Denn als sie die ersten Briefe des Watchers bekamen, beschlossen Maria und Derek Broaddus: In diesem Haus bleiben wir nicht! Zu groß war die Sorge, der Stalker könnte ihren Kindern etwas antun, erzählte die Mutter dem New York Magazine.

Absolut verständlich, wenn man sich den ersten „The Watcher“-Brief durchliest:

Familie Broaddus bricht den Umzug in das neue Haus ab. Stattdessen ziehen sie in das Haus von Marias Eltern, später kommen sie im Strandhaus eines Freundes unter.

Trotzdem bekommen sie noch weitere Drohbriefe. Den zweiten Brief zwei Wochen nach dem ersten, den dritten ein paar Wochen danach. Dann lässt der Watcher sie eine Weile in Ruhe. Bis die Familie zweieinhalb Jahre später einen Untermieter findet, und der Watcher einen vierten Brief schreibt.

Die Familie versucht jahrelang, das Haus loswerden. Doch seit das Anwesen als das Watcher-Haus in den Medien bekannt ist, will es niemand mehr haben. Am Ende schaffen sie es doch, das Haus für 959.000 US-Dollar zu verkaufen. Ein großer Verlust – gezahlt hatten sie selbst beim Kauf 1.36 Millionen US-Dollar.

Wer „The Watcher“ in Wahrheit ist, haben sie bis heute nicht erfahren. Weder die Polizei, noch ein Privatdetektiv, noch die Ermittlungen von Derek Broaddus selbst konnten aufdecken, wer die Briefe geschickt hatte.

„Es ist wie Krebs“, hat Derek Broaddus 2018 dem New York Magazine erzählt. „Wir denken jeden Tag daran.“